Grauer Flechtennabeling Lichenomphalia_velutina

Grauer Flechtennabeling Lichenomphalia velutina

Flechten

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Es kann gut sein, daß diese Einsicht bewußt oder unbewußt für den Sohn entscheidend dafür war,
dass er sich bisher nicht zu seiner Verantwortung für die Folgen der Pilzvergiftungskatastrophe bekannt hatte.
Selbst um den hohen Preis, den er zu zahlen hatte. Wer gab ihm denn die Garantie, daß sein Irrtum vor Gericht als Unfall anerkannt werden würde? Könnten nicht die Richter trotz eines Geständnisses auf fahrlässige Tötung entscheiden und ihn folgerichtig in den Knast schicken? Doch, sie konnten. Nein, es war gut, daß er bisher geschwiegen hatte. Es würde es auch weiterhin so handhaben. Seit etlichen Wochen hatte er nichts mehr gehört von Polizei und Untersuchungen, von Kranken und Toten, von Pilzen und von Gift. Vielleicht würden sie das Verfahren ja einstellen. Aus Mangel an Beweisen. Sie konnten ihm nichts anhaben. Daß Ulrike und Selina nicht mehr da waren, das war eben der Preis, den er zu zahlen hatte. Ein verdammt hoher Preis. Aber immer noch wesentlich besser als Freiheitsentzug. In dieser Hinsicht war er mit dem Vater absolut einer Meinung. Heute wie in den Tagen zuvor und danach hatte Karljohan für Gedanken um Markt und Pflänzchen, um Umsatz und einträglichen Handel keinen Raum in seinem von Melancholie überfluteten Gehirn. Er war nur noch darauf bedacht, den Tag irgendwie herumzukriegen. Um seine Meinung oder das, was er für seine Meinung hielt, aufrechterhalten zu können, schluckte er eben diese weißen Pillen. Bedenklich viele brauchte er davon, aber das würde ja nicht so bleiben. Es würde sich schon irgendwie einregeln.

Das nächste Kapitelchen des Pilzromanes ist an anderer Stelle zu lesen.

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