Kiefern-Spei-Täubling Russula emetica Die
Pilzflora Nordwestoberfrankens wurden Werner´s Aktivitäten immer hektischer, immer aggressiver. Die Stunden des Glücks wurden zu seltenen Sekunden, aus den kleinen Ärgernissen der Anfangszeit ihrer Ehe wurde allmählich Dauerfrust. Ihr Mann wollte nur noch Geld und nochmal Geld, sonst nichts. Alles andere hatte sich diesem Grundbedürfnis unterzuordnen. Er schreckte vor nichts zurück, eliminierte alles, was sich ihm in den Weg stellte. Irgendwann, nach zwanzig Jahren Ehe, hatte sie resignierend eingesehen, daß er in diesem Leben wohl nicht genug bekommen würde. Niemals würde sie in den Genuß kommen, die Früchte der ganzen Plackerei und der bangen Duldsamkeit zu ernten. Zweiunddreißig lange Jahre war sie jetzt mit diesem Scheusal verheiratet und sie war geradezu lebendig begraben. Vor vier Jahren, als sie fünfzig geworden war, hatte sie das heulende Elend gepackt und sie fragte sich ernsthaft, ob das jetzt alles gewesen war. Seit dem Umzug vor drei Jahren in das neue Haus war sie noch einsamer geworden als je zuvor. Zu den französischen Nachbarn hatte sie bisher keinerlei Kontakte gefunden, schon allein wegen der fremden Sprache, die sie sich erst mühsam und Schritt für Schritt aneignen mußte. Abgesehen davon waren deren Häuser wochentags praktisch leer, weil alle Bewohner tagsüber auswärts arbeiteten. Der ganze Hügel am südlichen Stadtrand von Richonbourg, ein „gehobenes Neubaugebiet“, war die meiste Zeit richtiggehend entvölkert. Nächstes
Häppchen andernorts
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