Austernseitling Pleurotus ostreatus Oswald
Hilber. „Laß du erst mal hören“ konterte Herberger. „Es wird in der Tat nicht einfach werden. Wir haben kaum Fakten, kein Beweismaterial. Nur schwachbrüstige Vermutungen. Was wir bräuchten, wären eindeutige Quellen für ganz bestimmte Pilzchargen, Quittungen der Endabnehmer und derartiges Belastungsmaterial. Es gibt nichts, aber auch gar nichts. Keinerlei Belege, außer dem von dem Restaurantbesitzer. Das einzige, was wir haben, sind die vagen Schilderungen der paar Leute, die mehr oder weniger eindeutig die Firma Häubling als Quelle angeben.“ „ja, soweit waren wir ja schon mal. Ist Werner Häubling der einzige Beklagte?“ „Nein. Eine weitere Klage läuft gegen die Inhaberin von dem Gemüsegeschäft in Fischbach. Das dürfte aber weniger problematisch werden, weil in diesem Fall die Dokumentation eindeutig ist. Josepha Maydell dürfte nach Lage der Dinge im Fall von Heribert Aschenbach und der toten Küchenfrau zur Verantwortung gezogen werden. Ob und wie die die Schuldfrage anschließend weitergibt an den Vorlieferanten, ist primär nicht unser Problem, zumindest noch nicht sofort.“ „Ist sie denn ausreichend versichert?“ „Ja, sieht so aus.“ „Was ist mit den anderen Händlern?“ Gegen die ergaben sich keine Verdachtsmomente, die für eine Anklage ausreichen würden. Sie werden als Zeugen geladen.“ „Welchen Anwalt hat denn Häubling?“ „Winkelstein.“ „Ach du Scheiße.“ Herberger bediente sich erneut einer Terminologie, mit der er noch vor einem halben Jahr nichts zu tun haben wollte. „Das sagst du gut. Der wird die wenigen brauchbaren Zeugen so auseinandernehmen, daß sie sich am Ende sogar schuldig fühlen für das, was sie dem armen, unbescholtenen Händler antun wollten.“ „Wann ist denn der erste Verhandlungstag?“ „Im Mai.“ „Tja, dann bleibt ja nur unser einziger Trumpf.“ „Der nervöse und grippeschwache Junior?“ „Genau der. Ist ja auch für den Wareneinkauf zuständig.“ „Und wir beide sollen uns den als Zeugen der Anklage in der Gerichtsverhandlung vornehmen?“ „Du bist ein Schnellmerker.“ Herberger meinte den Satz nicht so ironisch, wie er klang. Er bewunderte zum zwanzigsten Mal die rasche Auffassungsgabe seines lässigen Kollegen. „Also an die Arbeit.“ Der Pilz-Krimi wird an anderer Stelle innerhalb dieses Pilzbuch-Ordners fortgesetzt. zurück zum Index der Autoren . |