Das Fleisch des Waldes
Von Kurt Östreich
Ein
Mücklein, schwarz und klitzeklein
flog in den tiefen Wald hinein
und schwirrte suchend dort umher,
ob nicht ein Pilz zu finden wär.
Und
siehe da - wie wunderbar:
ein prächtig Steinpilz-Exemplar.
Das Mücklein war von ihm entzückt,
hat freudig ihn ans Herz gedrückt
und ihn vielhundertmal geküßt.
Es
piekste ihm voll Hinterlist
bei jedem Kuß ein Ei hinein,
so winzig wie ein Stäubchen fein.
Dann flog sie wieder fort und lacht:
„ich hab mein Lebenswerk vollbracht.“
Der Steinpilz
wuchs. In seinem Bauch
entwickelten sich „Mädchen“ auch.
Die schmausten munter drin und keck
und fühlten sich wie „Maus im Speck“.
Da kam
des Wegs von ungefähr
ein Mensch mit seinem Pilzkorb her.
Der war vom Steinpilz auch entzückt
und hat sogleich ihn abgepflückt.
Er
streichelt ihn. Dann sprach sein Mund:
„wie stämmig, stark und wie gesund!“
Er schnippelte dann Stiel und Kopf
daheim in seinen Bratentopf,
wobei er, weil die Brill nicht da,
die Madenlöchlein übersah.
Wie
würzig war des Raumes Luft
erfüllt vom Pilze-Bratenduft.
Und schmunzelnd aß er frohen Mutes:
Das Fleisch des Waldes ist was Gutes!
O.E. Streich
zur
Tintling-Hauptseite . u.: Diverses zum Thema, hoffentlich
madenfrei . Pilzbücher
.
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