Der Tintling, 13. Jahrgang, 2008 Um den jeweiligen Inhalt anzuzeigen auf den Umschlag klicken Folgende Pilze sind auf den
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Kiefern-Feuerschwamm (Phellinus pini) Kronenbecherling (Sarcosphaera coronaria) Blutmilchpilz (Lycogala epidendrum) Gerandeter Rindenkugelpilz (Biscogniauxia marginata) Der Kronenbecherling nur bedingt eßbar. Eine Fundsache von 1924 In den letzten Nummern der Zeitschrift für Pilzkunde ist der Kronenbecherling als guter Speisepilz empfohlen worden. In der Schweiz, wo er ziemlich häufig vorkommt, ist dieser Pilz ebenfalls schon seit Jahren als wohlschmeckender und ausgiebiger Speisepilz im pilzarmen Frühling willkommen gewesen. Er wird auch auf den Markt gebracht. In den letzten Jahren aber haben wir mit ihm auf einmal recht unliebsame Erfahrungen gemacht und sind gegen ihn mißtrauisch geworden. Im Mai 1920 genossen im Jura 4 Mitglieder einer Familie eine mäßige Menge frisch gesammelter Kronenbecherlinge, roh als Salat zubereitet. Schon nach einer Stunde fühlten sich alle unwohl. Drei erbrachen reichlich und erholten sich rasch. Die Hausfrau jedoch konnte nicht erbrechen; sie bekam heftige Durchfälle und verfiel in einen hochgradigen Schwächezustand, dem sie nach wenigen Stunden erlag. - Im Juni 1923 erhielten in einer Kostgeberei 11 Personen aus rohen Kronenbecherlingen zubereiteten Salat vorgesetzt. Innerhalb einer halben Stunde erkrankten alle an Erbrechen und Durchfall, erholten sich aber bald wieder. Diese Fälle, und noch eine Reihe ähnlicher, eindeutiger leichter Vorgiftungsfälle zeigen uns, daß Plicaria coronaria Jacq., roh genossen, giftig wirken kann, während sie allerdings auch in diesem Zustande oft ohne jeglichen Nachteil genossen worden ist. In einzelnen Fällen ist nachgewiesen worden, daß die Varietät macrocalix Rieß die Erkrankungen verursacht hat, meist ist aber in dieser Richtung nicht untersucht worden. In Anbetracht dieser Tatsachen hat sich der Schweiz. Verein für Pilzkunde veranlaßt gesehen, vor dem Genusse des Kronenbecherlings in rohem Zustande zu warnen; wir empfehlen, ihn nur gut gebrüht (Kochwasser weggießen) zu genießen. So zubereitet, hat er unseres Wissens keine schädliche Wirkung gehabt. Als nur bedingt eßbar ist er auch besser vom Verkauf auf Pilzmärkten auszuschließen, wie es in der Schweiz z. B. mit der Speiselorchel gehalten wird. Dr. med. F. Thellung, Winterthur. Aus der Zeitschrift für Pilzkunde 1/1924. |