Mit diesem Haarschleierling kann man Wolle und Seide färben: Blutroter Hautkopf Cortinarius sanguineus. Die damit zu erzielenden Farben sind unterschiedliche Abstufungen von rot, orange oder braunorange, je nachdem, ob und/oder womit die Wolle vor dem Farbbad gebeizt wurde, wie lange die Wolle im Farbbad lag, wie hoch sie dort drin erhitzt wurde und ob sie - wie beim samstäglichen Familien-Baden vor 50 Jahren - als erste oder als zweite ins Bad durfte. Mit Pilzen färben Autoren dieser Bücher sind Doris Berger, Dorothea Fischer, Dominique Cardon und Rita Lüder.Es gibt zu diesem Thema noch eine weitere sehr gute und aktuelle, wesentlich pilzspezifischere, aber bei Amazon derzeit leider nicht erhältliche Schrift von Karin Tegeler. Sie ist die wichtigste von allen und heißt "Mein Leitfaden zum Färben von Wolle mit Pilzen". Hier gehts lang zu Karin Tegelers Textiles Werken, wo man das Heft für 16,95 kaufen kann. Ich kann es Ihnen nur wärmstens empfehlen. Von Frau Tegeler war auch mal ein Bericht in Tintling 3 2008 über das Färben von Wolle mit dem Kiefern-Braunporling Phaeolus spadiceus. Diesen Pilz kann man in unseren Gefilden in wesentlich größeren Mengen finden als die kleinfrüchtigen Hautköpfe. Letztere werden auch und besonders in Skandinavien zum Färben von Wolle benutzt, weil die in den dortigen Nadelwäldern regelmäßig Massenpilze sind. Aber auch bei uns gibt es Hautköpfe (Schleierlinge aus der Untergattung Dermocybe), die oft in Massen, besonders in jüngeren, moosigen Nadelforsten vorkommen. Nicht zu vergessen den violett färbenden Zimtfarbenen Weichporling Hapalopilus nidulans, den gelb färbenden und oft in riesigen Mengen vorkommenden Grünblättrigen Schwefelkopf Hypholoma fasciculare, den Sparrigen Schüppling Pholiota squarrosa, die Ziegenlippe Boletus subtomentosus , den Samtfußkrempling Tapinella atrotomentosa und, und, und... Karin Tegeler färbt übrigens nicht nur Wolle mit Pilzen, sondern sie schöpft aus Pilzen auch Papier. Darüber und über anderes gibt sie Kurse, die die Pilzfreunde immer wieder begeistern, wie man hört. Noch ein privates Wort zu dem ersten der drei oben vorgestellten Bücher. Das sah ich mal auf einem Kunsthandwerkermarkt in Marburg, Irgendwann in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ich hatte es in der Hand, wollte es kaufen, legte es wieder hin. Ging weg, nochmal zurück, nahm es wieder zur Hand, blätterte darin. Und das Ganze nochmal. Schlich quasi stundenlang um das Buch herum. Schließlich verzichtete ich auf den Kauf. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Kaufpeis von DM 8.- mein Budget zu arg strapazieren könnte. Nicht zu fassen, aus heutiger Sicht. Kürzlich, als ich Versäumtes nachholen wollte, wurde das Buch antiquarisch angeboten, zu 120.- Euro. Das war mir dann doch entschieden zu teuer ;-) Merke: Das Leben ist eine Aneinanderreihung verpasster Gelegenheiten. |