Gemeiner Weichritterling
Melanoleuca
polioleuca
Franz Petrak musste sich
erst einmal setzen.
Er schaute auf die Uhr: viertel nach zwei. Er rief seinen
Advokaten Winkelmann an.
Eine weibliche Stimme verkündete per Anrufbeantworter, daß die Praxis
erst ab drei Uhr wieder besetzt sei.
So lange würde er das nicht aushalten. Er trug sich mit dem
Gedanken sofort in die Stadt zu seiner Praxis zu fahren. Unsinn. Mit
fahrigen Fingern kritzelte er „Bitte rufen Sie mich sofort
zurück“ auf den Brief und faxte ihn seinem Rechtsanwalt.
Jetzt hieß es abwarten. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr
fassen.
Dieser Weichling. Dieser elende Jammerlappen. Führte ein Tagebuch.
Wie er diese weibische Angewohnheit verabscheute.
Um Punkt drei rief er in Winkelmann`s Praxis an. Jetzt war eine echte
Stimme am Apparat.
„Tut mir leid, Herr Winkelmann ist bei einem Ortstermin. Er kommt
gegen vier Uhr zurück und ruft Sie dann sofort an.“
Nach einer endlosen Stunde, in der Petrak nichts, aber auch gar
nichts von seiner Arbeit geleistet hatte, klingelte endlich das
Telefon.
Winkelmann war selbst dran.
„Das ist ja ein Hammer, was?“
„Kann man wohl sagen. Und jetzt?“
„Erst einmal nicht aufregen.“
„Sie haben gut reden. Sie sind ja höchstens als kassierender
Auftragnehmer betroffen.“
„Na, na, ganz ruhig bleiben. Beleidigungen helfen niemandem. Ich
habe aber durchaus Verständnis für Ihre Erregung. Sagen Sie,
haben Sie davon gewusst?“
„Wovon?“
„Davon,
daß Ihr Sohn über seine eigene Schuld Bescheid wußte.“ Petrak schwieg
vielleicht den Bruchteil einer Sekunde zu lang. „Nein.“
„Nein? Wirklich nicht?“
„Nein, zum Kuckuck. Ich sagte doch schon: Nein.“
„In Ordnung. Ich gehe davon aus, daß es bei diesem Nein
bleibt. Sonst hätten Sie nämlich nichts mehr zu lachen und
ich ich könnte auch nichts weiter für Sie tun.“
Das nächste Häppchen gibts an
anderer Stelle
Pilze
1679 by Adamus Lonicerus