Maipilz Calocybe gambosa

Maipilz Calocybe gambosa

Der Maipilz oder Georgsritterling (Calocybe gambosa)

Calocybe – das bedeutet Schönkopf und der Maipilz macht diesem Namen alle Ehre: Ein schön regelmäßig halbkugeliger, dickfleischiger, weißlicher bis cremefarbener Hut und gleichmäßige, schmale, engstehende Lamellen auf einem kompakten, ringlosen Stiel bilden zusammen einen Pilz "wie aus dem Bilderbuch". Er wird auch Georgsritterling genannt, weil er stets um St. Georg, dem 23.April erscheint. Seine bevorzugten Standorte sind Waldränder und Wiesen auf gehaltvollen, nicht zu mageren Böden. Auf diesen erscheint er standortstreu über viele Jahre hinweg, wenn die äußeren Bedingungen das zulassen und die Standorte nicht verändert wurden.

Der Georgsritterling bildet oft riesige, mehrere Meter im Durchmesser erreichende, 
manchmal perfekt geschlossene Hexenringe aus zahlreichen Individuen.
Solche Ringe entstehen, weil sich das Pilzgeflecht im Boden, der eigentliche Organismus, von einem zentralen Punkt ausgehend gleichmäßig nach allen Seiten ausbreitet. An der Peripherie erscheinen dann die Fruchtkörper.

Was wir als Pilze wahrnehmen, sind eigentlich nur die sporentragenden Verbreitungsorgane, so wie die Äpfel die Verbreitungsorgane des Apfelbaumes sind. Jahr für Jahr breitet sich dieses so genannte Myzelium im Verlauf seines Wachstums weiter aus und mithin wird der Hexenring immer größer. Man kann ihn übrigens auch dann sehen, wenn es gerade keine Fruchtkörper gibt: Das Gras im Inneren des Ringes hat nämlich eine andere Beschaffenheit als die Vegetation außerhalb des Kreises. Das rührt daher, dass am äußeren Rand Stickstoffverbindungen durch die Biomasse der zerfallenden Fruchtkörper abgegeben werden, die der Grasnarbe als Dünger zur Verfügung stehen. Weiter innen entzieht der Pilz hingegen dem Boden Nährstoffe, weil er sie für die Fruchtkörperbildung benötigt. Dies läßt das Gras im unmittelbaren Bereich des Fruchtkörperringes vorübergehend schütter und unterversorgt erscheinen.
Mit zunehmendem Wachstum nach außen stirbt das Pilzmyzel im Zentrum des Kreises allmählich ab und gibt auch diese Biomasse wieder als Nährstoffe an die Bodenflora ab. Dadurch entstehen letztlich drei getrennte Zonen, die auch außerhalb der Fruktifikationsphase oft mit bloßem Auge von oben zu erkennen sind.
Indes kann man dem Hexenring in diesem Stadium nicht ansehen, welche Pilzart sich in ihm verbirgt.
So bildet z.B. auch der Nelkenschwindling Marasmius oreades oft imposante Hexenringe auf leicht gedüngten Wiesen.

In der Vergangenheit hielt man die kreisrunden Gebilde für Hexentreffpunkte und Elfentanzplätze,
was den Namen trefflich erklärt.

Die frühe Erscheinungszeit des Maipilzes, der kompakte, gleichmäßige Wuchs und sein arttypischer, starker Mehlgeruch lassen Verwechslungen mit Giftpilzen unwahrscheinlich werden. Ein oft zitierter Doppelgänger, der viel seltenere Ziegelrote Rißpilz (Inocybe erubescens), der zur gleichen Zeit wachsan kann, ist in Wirklichkeit keiner. Oder höchstens mit viel gutem Willen. Er unterscheidet sich erheblich durch seine grob radialfaserige Huthaut, graubraune Lamellen und einen kegelhütigen Habitus. Das Röten setzt erst später ein und kann beim Jungpilz daher noch undeutlich sein.

Viel wahrscheinlicher wäre eine Verwechslung mit dem ebenfalls essbaren Schildrötling. Er wächst oft zusammen mit dem Maipilz und zwar dort, wo Obstbäume, Schlehen oder Weißdorn in der Nähe stehen. Er hat einen glänzenden, beigebräunlichen, oft geschweiften Hut mit schildförmigem Buckel und im ausgewachsenen Zustand rosa Lamellen. Er riecht ebenfalls auffallend nach Mehl, bildet er aber keine Hexenringe. Der Schild-Rötling sollte nur von erfahrenen Sammlern und höchstens bis Mitte Mai für die Küche verwendet werden. Es gibt nämlich eine ganze Reihe weiterer, z.T. giftiger Rötlinge, die nur mit Spezialliteratur zu bestimmen sind. Die meisten von ihnen wachsen allerdings – wie der stark giftige Riesenrötling Entoloma sinuatum - später im Jahr.

Der Maipilz ist – wie auch der Schild-Rötling Entoloma clypeatum - durch seinen starken, gelegentlich als aufdringlich empfundenen Geschmack als Speisepilz nicht jedermanns Sache. Aber wenn Sie folgendes Rezept ausprobieren, wird er Ihnen ganz bestimmt munden:
Schlehenrötlinge und Maipilze in kleine Stückchen schneiden und in guter Butter in der Pfanne kross braten. Wenn Sie die beiden Pilzarten getrennt zubereiten, können Sie am besten die jeweilige geschmackliche Eigenart genießen. Geben Sie keine zu große Menge auf einmal in die Pfanne, weil die Pilze sonst Wasser ziehen.
Wenn die Stückchen schön gebräunt sind, auf einem Teller anrichten und nur mit etwas Salz und frisch gemahlenen Pfeffer bestreut servieren. Dazu Brot oder Kartoffelpüree reichen. Guten Appetit.


Tintling