Königsröhrling Boletus_regius

Essbar, aber geschützt: Der Königsröhrling Boletus regius

Artenschutz durch Sammelbeschränkung?

PRO
Es hat sich mittlerweile herumgesprochen und zum Glück vielerorts eingebürgert, dass man seltene und gefährdete, oder in geringer Individuenzahl auftretende Pilze mit Achtung und Respekt behandelt und nicht die letzten Exemplare zum schnöden Verzehr oder für Speisepilzausstellungen einsammelt. Wir leben schließlich nicht im Krieg und sind nicht auf wildwachsende Nahrung angewiesen. 

Etliche Pilzfreunde und Mykologen treten auf diese Weise für den Schutz der Pilzarten ein, plädieren dafür, mit der Natur möglichst schonend umzugehen. 
Es gilt, die Mycelien nicht zu verletzen, den Pilzen am Standort Gelegenheit zu geben, möglichst ungestört ihren Zyklus zu vollenden. Je weniger der Mensch im Naturgeschehen herummanipuliert, umso besser kann sich die Natur entwickeln. Das gilt nicht nur für große Eingriffe, sondern auch für kleine, wie eben das Pilzesammeln. Bereits das Herumtrampeln auf dem Waldboden fügt der Flora wie der Fauna Schäden zu und sollte schon von daher möglichst auf ein Mindestmaß reduziert werden. 

Regionale und artbezogene Sammelverbote können gar nicht genug ausgesprochen werden.

KONTRA
Den vorgenannten Argumenten stehen durchaus auch andere Aspekte entgegen, wie in gelegentlichen Publikationen und Diskussionen zu erfahren ist. Die Grundaussage: Das Absammeln reifer Fruchtkörper ist keineswegs schädlich, sondern fördert sogar die Verbreitung seltener Arten. Beim Aufnehmen gibt der Pilz oft eine sichtbare, dicke Sporenwolke frei. Der Kegel, in dem die Sporen zu Boden fallen, wird durch das Hochheben größer, und durch das Nachhausetragen in einem luftigen Korb bietet man dem Pilz sogar Ansiedlungsmöglichkeiten, die er am Standort nicht hat. Das Mycelium erleidet durch das Abpflücken der Pilze keinen Schaden und es ist mehr als unwahrscheinlich, dass eine Art durch das Absammeln ausgerottet wird. Sammelverbote jeglicher Art haben bislang ohnehin keinen Erfolg gebracht. Im übrigen sammeln nicht nur die Menschen Pilze, sondern auch Tiere, die die Pilze, sogar in wesentlich größerem Umfang, verspeisen. Schließlich haben möglicherweise viele Pilze nur deshalb eine so prächtige Farb- und Formgebung, weil sie gesehen, gepflückt und verbreitet werden wollen.
Außerdem sind die ungehemmte Vermehrungsrate des Menschen, der von ihnen produzierte Müll, Flächenverbrauch und Profitdenken die eigentlichen Ursachen für das Artensterben.
Dieses betrifft ja auch nicht die Speisepilze, sondern alle Arten.
Sicher hat diese Art der Naturschutzlehre in breiten Kreisen zu einem Umdenken geführt und vor allem dazu, dass die dramatische Artenvernichtung durch den Menschen erst einmal bewusst geworden ist.

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