Besprechung des Buches "Das 1 mal 1 des Pilzesammelns",
von Walter Pätzold und Hans Laux, aus Tintling 2/2004: 83



Im Kosmos-Verlag ist ein Pilzbuch für Einsteiger erschienen:
Das 1x1 des Pilzesammlens von Walter Pätzold und Hans E. Laux.
Klappenbroschur, 11 x 18 cm, 320 S., E 14.95
Walter Pätzold, der einzige hauptamtliche Pilzlehrer Deutschlands, nimmt Sie mit ins Grüne, so die Ankündigung auf der Klappenbroschur. Jawohl, wir gehen mal mit, und er nimmt uns auch mit an den Herd, wo er die Flüssigkeit in der Pfanne auch schon mal mit „ein bis zwei Schluck Bier“ ergänzt.... und in die verschiedenen Waldgesellschaften, die diese oder jene Speisepilze und Charakterarten erwarten lassen.
Einem echten Pilzfan blutet natürlich das Herz ein wenig, wenn ein Laubmischwald auf basischem Boden auf wenige Speise und Giftpilze reduziert werden soll, aber kleiner konnte man die Buchstaben wirklich nicht mehr machen und gehobene Cortinariologie wäre ja auch nicht der Anspruch der Fibel. Man kann aber ahnen, dass der Autor viel mehr weiß, als er in dem Buch zum Ausdruck bringen konnte oder durfte.

Die Charakterisierung von Lebensräumen ist in jedem Fall als ein dickes Plus in einem solchen Buch zu betrachten. Walter Pätzolds Erfahrungen, seine pointierte Sprache und sein hintergründiger Humor kommen in dem Büchlein leider viel zu kurz. Dennoch ist es eine gute Quelle für sammel- und küchentechnische Tricks und für das Erlernen der Zusammenhänge in der bepilzten Natur. Ein 1 mal 1 für Einsteiger eben, mit meist aussagefähigen und technisch guten Bildern von Hans Laux und einem wirklich brauchbaren Schlüssel. Außerdem ist das Buch keineswegs nur auf Speise- und Giftpilze beschränkt. Zum resupinat wachsenden Mennigroten Zystidenrindenpilz Peniophora incarnata z.B. heißt es schmunzelmuskelanregend: „Verwechslungen sind mit anderen Pilzarten und natürlich auch mit Farbanstrichen möglich.“ Oder es wird empfohlen, den Birkenblättling Lenzites betulina nicht zum Basteln von Gestecken zu verwenden, da er Kleidermotten anzieht.... Dass die Autoren indes Russula puellaris als heißen Tipp fürs Mischgericht handeln, überrascht ein wenig... Zitat: „Als Faustregel für Speisepilzsammler kann man sagen: Täublinge mit Mischfarben auf dem Hut und creme bis gelben Lamellen sind bei roher Geschmacksprobe meistens mild und dann auch essbar.“
Kleiner Tipp vom Tintling: Probieren Sie es und Sie werden anschließend zu ergründen versuchen, wie der Geriefte Weichtäubling  Russula nauseosa zu seinem Namen gekommen ist....

 Tintling