Austernseitling Pleurotus ostreatus

Austernseitling - Pleurotus ostreatus   Foto: Peter Stenzel


Als "Seitlinge" im weiteren Sinn wurden früher besonders solche hellsporigen Lamellenpilze bezeichnet, die mit muschel- oder nierenförmigem Hut seitlich am Holz angewachsen sind, meist mit kurzem StieI oder auch ungestielt. Eine derartige Wuchsweise ist durch die lange Zeit der allmählichen Anpassung an das Substrat eine inzwischen genetisch fixierte Eigenschaft. Inzwischen hat man die künstliche Familie der Seitlingsartigen, Pleurotaceae, aufgelöst und die Sägeblättlinge (Lentinus), Knäuelinge (Panus) und Seitlinge (Pleurotus) zur Familie Polyporaceae s. str. gestellt. Diese steht damit auf der Grenze zwischen Blätterpilzen und Nichtblätterpilzen und wird von den Systematikern entweder in der einen oder der anderen Gruppe geführt oder auch in eine besondere Ordnung Polyporales eingegliedert.
Pleurotus ostreatus wächst meist spät im Jahr, in kleineren oder großen dachziegeligen Büscheln, gerne an alten, oft noch stehenden  Buchen, aber auch an zahlreichen anderen Laubbäumen. Er befallt lebende, ältere Stämme, aber er besiedelt auch liegende Stämme und dicke Äste in der Initialphase der Vermorschung. Er erzeugt im Holz eine Weißfäule.
Der Austernseitling galt seit jeher als Speisepilz, zumal in der Zeit, in der der Austernseitling wächst, die Auswahl an Speisepilzen zu wünschen übrig lässt. Sein Aroma ist allerdings nicht besonders stark.
 Wie viele holzbewohnende Pilze ist der Austernpilz leicht zu kultivieren. Er wird heute meistens auf Sägemehl oder ausgeklügelten Schüttsubstraten angebaut und in allen erdenklichen Formen vermarktet. In jüngere Zeit auch als "Heil"- oder Vitalpilz. Er besiedelt das Substrat recht aggressiv und ist auch nicht anspruchsvoll. Man kann ihn sogar auf Toilettenpapier züchten, was ein besonderer Spaß für den Schulunterricht ist. Falls Sie ihn in größerer Menge in geschlossen Räumen kultivieren möchten, sollte Sie diese nicht ohne Schutzmaske betreten, weil die sehr reichlich abgeworfenen Sporen bei vielen Personen allergische Reaktionen hervorrufen können.

Tintling 1/2011

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