Karbol-Egerling Agaricus xanthodermus Dr. Bart Buyck ist ein französischer Mykologe, geboren am 18.6.1959. Er forscht schwerpunktmäßig über Täublingsverwandte (Russulales), hat aber auch schon über andere Großpilzgattungen publiziert. Er arbeitet derzeit im Museum National d'Histoire naturelle, Laboratoire de Cryptogamie in Paris. Er promovierte 1989 an der Universität Gent, Belgien, mit einer Revision der Täublinge in Afrika. Er betreibt eine umfangreiche und sehr informative Website mit den Russulales-News. --------------------------------------------------- Holger Christoffel sah schon von weitem, daß er auch heute das Vergnügen habe würde, der Dame eine gebührenpflichtige Verwarnung zu präsentieren, die ihr Einkommen an diesem Vormittag auf Null reduzieren würde. Er war auch nur ein Mensch und so eine kleine, legale Retourkutsche würde er sich nicht nehmen lassen. Jedenfalls prangte am Stand ein signalrotes Schild im A-4-Format, das so in keinem Fall zulässig war: „Fettkiller-Salbe, 50 g-Dose DM 39.90“. Innerlich sardonisch grinsend dachte er daran, daß der lebende Fleischklops hinter dem Stand der beste Beweis für die Unwirksamkeit der obskuren und ansonsten namenlosen Vaselinepaste war. Fünfzig Märker würden dafür fällig sein und Holger Christoffel ließ durchblicken, daß er heute morgen alle Zeit der Welt hatte, ihren ganzen Stand zu filzen. Das ist naturgemäß nicht gut fürs Geschäft, weil während einer solchen Untersuchung auch der Verkauf empfindlich stockt. Aber deswegen waren sie ja auch nicht gekommen, sondern in erster Linie deshalb, weil sie gegen Werner Häubling ermittelten. Während Christoffel in Gegenwart der sichtlich nervösen Brunhilde Klowatz scheinbar nur seines Amtes waltete, hatte der ältere Kollege das eigentliche Ziel keineswegs aus den Augen verloren. Auf eine subtile Weise verwickelte er die Dame in ein Gespräch zur allgemeinen Situation des Marktgewerbes. Die Klowatz, froh, daß wenigstens einer der beiden Beamten human zu sein schien, ging gerne auf diese Art der Kommunikation ein, hoffte sie doch, daß sie damit Pluspunkte sammeln und von der weiteren Kontrolle ablenken konnte. Schon bei ihren ersten Worten merkte Heinz Lambert, daß sie Werner Häubling eher zu den Freunden als zu ihren Feinden zählte. Gleich und gleich gesellt sich gern, dachte Christoffel, der den Dialog scheinbar teilnahmslos verfolgte, während er weiter die Tee- und Kräutertütchen inspizierte. Innerlich frohlockend registrierte er, daß sich die gallige Bosheit der Marktfrau mit einer satten Portion Einfalt paarte, denn sie merkte gar nicht, wie sie den Giftpilzhändler mit jedem Wort belastete. Fortsetzung folgt
Pilzbefall
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