Echter Hausschwamm Serpula lacrymans

Echter Hausschwamm Serpula lacrymans

Serpula

Serpula lacrymans . Echter Hausschwamm
Serpula himantioides . Wilder Hausschwamm

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Eine porenlose Form vom Hausschwamm. (Merulius domesticus Falck.)
Von Franz Kallenbach, Darmstadt.
Heute möchte ich eine porenlose Form des echten Hausschwammes vorführen; sie dürfte den wenigsten Pilzfreunden bekannt sein, zumal selbst die Kenntnis der normalen Fruchtkörper dieses weitverbreiteten Schädlings leider noch in zu wenige Kreise gedrungen ist. Aus diesem Grunde muß es auch sehr bedauert werden, daß mein wohlmeinender Vorschlag von 1922  wegen einer notwendigen Hausschwammberatung fast nirgendswo einen Widerhall gefunden hat.
Der Fruchtkörper hat einen Durchmesser von etwas über 22 cm. Er ist für Merulius  domesticus verhältnismäßig dünn. Der äußere Rand und die Unterseite sind bräunlich blaß, ganz wie beim gewöhnlichen Hausschwamm. Die Fruchtschicht selbst ist prächtig rostgoldbraun wie beim charakteristischen Merulius. Dieser fruchttragende Teil zeigt nicht die geringste Andeutung einer Porenbildung, trotzdem die Sporen in Fülle und normal entwickelt sind. Die Fruchtschicht ist nur leicht gerunzelt und gehöckert. Unser Fruchtkörper wäre also eine Zwischenform zwischen einer forma membranacea (häutige Form) und der forma rugalis (Runzelform). Auf der Unterseite des Fruchtkörpers sieht man in der Mitte deutlich den Ansatz, wo sich der Pilz aus dem Myzelstrange entwickelt hat.
Für die Sporen habe ich notiert: elliptisch, unter Mikroskop goldgelb, 8 - 10 (selten fast 11) x (4,5) 5 - 6 µm.
Über die Herkunft des prächtigen, fast wie ein Zierdeckchen anzuschauenden Fruchtkörpers kann ich leider keine sehr ausführlichen Angaben machen. Im Januar 1920 habe ich den Pilz von Professor Völsing, Darmstadt erhalten.
Nach dessen Angabe soll der Fruchtkörper in einem Gebäude des großherzoglichen Schlosses auf der hiesigen Rosenhöhe gesammelt worden sein. Näheres war darüber leider nicht mehr zu erfahren.
Ich nehme an, daß der Pilz auf der Unterseite einer Fußbodendielung oder dergleichen seine Ausbildung genommen hat. In meinem Herbarium hatte sich dieser Fruchtkörper immer sehr gut gehalten, sowohl in Form wie auch in der Farbe. Insektenbefall hatte sich an diesem zarten Pilz meiner Sammlung in neun Jahren niemals gezeigt, trotzdem er nicht vergiftet (wie die übrigen Pilze meines Herbariums), sondern nur mit Naphthalin eingestreut war.
Vor kurzem nun kam mir der Gedanke, vor der Veröffentlichung meine Bestimmung nochmals durch unsere Merulius-Autorität, Prof. Dr. Richard Falck, nachprüfen zu lassen. Die Richtigkeit meines Untersuchungsergebnisses hat sich hierdurch bestätigt.
Um beim Versand des Pilzes nicht die Gefahr einer Insekteninfektion aufkommen zu lassen, ließ ich den schönen Fruchtkörper vorher mit Sublimatalkohol! ) vergiften. Für derart zarte Fruchtkörper kann ich aber die Sublimatalkoholmethode nicht empfehlen. Sofort nach der Vergiftung hatte der schöne Pilz seine prächtigen Naturfarben eingebüsst; außerdem war starke Schrumpfung eingetreten. Und das schlimmste war erst nach der Rücksendung des Fruchtkörpers zutage getreten. Durch die Vergiftung war der Pilz so spröde geworden, daß er selbst beim Versand in guter Verpackung und trotz vorsichtigster Behandlung nur in Bruchstücken wieder in meine Sammlung zurückkam.
Quelle: Zeitschrift für Pilzkunde 12/1929: 182-183

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