
Schopftintling
Coprinus comatus
jung essbar Foto: Fredi Kasparek
Tintlinge
kultiviert, konserviert, kulinarisch...
Der
Schopftintling Coprinus comatus
ist ein
hervorragender Speisepilz, der dem Champignon in nichts nachsteht.
Außer in seiner stark eingeschränkten
Vermarktungsfähigkeit, denn bereits nach 2-3 Tagen setzt die
Autolyse ein, d.h. die enzymatische Selbstauflösung der
Zellen, die das tintenartige Zerfließen der Lamellen bewirkt.
Dies dürfte der einzige Grund dafür sein, dass es den
Schopftintling nicht wie Champignons zu kaufen gibt.
Zuchtversuche sind aber aus mehreren Gründen ausgesprochen
lohnend:
1. Der Schopftintling ist leicht zu kultivieren; normales
Champignonsubtrat genügt ihm völlig.
2. Der Schopftintling hat eine nicht zu unterschätzende
gesundheitsfördernde Wirkung: Er wirkt deutlich
blutzuckersenkend, was in Tierexperimenten und zahlreichen
Selbstversuchen bestätigt wurde.
3. Er lässt sich auf verschiedene Weise hervorragend
konservieren und
4. Er ist ausgesprochen schmackhaft, appetitlich weiß und von
angenehmer Größe und Konsistenz.
Der
Anbau des Schopftintling:
Das Substrat, auf dem der Schopftintling meist problemlos gedeiht, ist
normales Champignonsubtrat, das aus Pferdemist mit unterschiedlichen
Zuschlagstoffen besteht. Es ist für den Hobbyzücher
allerdings kaum lohnenswert, das Substrat selbst herzustellen, da man
die erforderliche Sterilität nur erreichen kann, wenn man
grosse Mengen der Rohstoffe durch mehrmaliges Umschichten einer
sogenannten Heissrotte unterzieht. Wir raten deshalb, sich von einer
der im Anhang genannten Firmen nicht nur die erforderliche Brut,
sondern auch fertiges Champignonsubstrat zu besorgen und dieses direkt
zu spicken. Da der Schopftintling Kalk liebt, kann man die
Erträge erhöhen, indem man dem Substrat pro 10 kg ca
250 g Gips beimischt.
So
wird es gemacht:
Der Champignonkompost wird mit möglichst sauberen
Händen in geeignete ca. 20 - 25 cm hohe Kisten
gefüllt, wie sie z.B. von Gemüsehändlern
(oft kostenlos) zu erhalten sind. Füllhöhe ist ca.
18-20 cm. Je m2 Beetfläche wird etwa 1 Liter
Körnerbrut benötigt, die in walnussgrossen
Stücken ca. 5 cm tief in den Kompost gesteckt wird. Bei 20 -
25 Grad und ausreichender Feuchtigkeit wird das Mycel das Substrat in
etwa 3-4 Wochen durchwachsen haben. Danach wird mit etwa 3 - 5 cm
Deckerde im Form normaler Gartenerde abgedeckt und weiter feucht
gehalten. Die Deckerde hat in erster Linie die Funktion, die Bildung
von Primordien anzuregen. Ca. 3-4 Wochen nach Aufbringen der Deckerde
kann man mit der ersten Erntewelle rechnen. Die optimale
Fruk-tifikationstemperatur liegt mit 17 - 20 Grad etwas unter der
optimalen Temperatur für das
Mycelwachstum. Bei Temperaturen über 30 Grad stirbt das Mycel
ab. Statt Kisten kann man auch Säcke verwenden, muss dann
allerdings darauf achten, dass die Brut möglichst
gleichmässig verteilt wird. Wie alle Pilze benötigt
auch der Schopftintling ausreichende Feuchtigkeit, sowohl des
Substrates und der Deckerde, als auch der umgebenden Luft. Bei der
Sackkultur ist dies leicht zu bewerkstelligen, indem man den Sack bis
auf eine kleine
Öffnung geschlossen hält. Diese Öffnung ist
allerdings wichtig, damit das CO2, das als Stoffwechselprodukt
anfällt, entweichen kann. Sein Lichtbedarf ist eher gering, so
dass die Zucht auch im
mäßig hellen Keller gelingt.
Die Schopftintlinge
fruktifizieren meist in dichten Büscheln
unterschiedlich
großer Fruchtkörper, die dann nicht durch
Herausdrehen geerntet werden können, sondern als ganze
Büschel noch geschlossener Fruchtkörper mit
dem Messer abgeschnitten werden müssen. Es lohnt sich nicht,
nur einzelne größere Fruchtkörper zu
entnehmen, weil dann der Nährstofftransport unterbrochen wird
und die verbliebenen Fruchtkörper nicht weiterwachsen
können. Sie fallen dann trotz des unreifen Zustandes der
Autolyse zum Opfer.
Geerntet werden nur
völlig weiße Pilze; schon eine ganz
leichte Rosafärbung der Lamellen am
äußersten Hutrand würde zur
Weiterverarbeitung innerhalb einer Stunde zwingen.
Luce
Höllthaler empfiehlt in seinem Buch
"Pilzdelikatessen"
die Stiele auch dann noch zu verwenden, wenn die Hüte schon
zerflossen sind. Sie seien den Hüten ohnehin geschmacklich
überlegen.
Ein
Rezept aus seinem Buch: Schopftintlingssuppe:
Eine fein gewürfelte Zwiebel in Butter anschwitzen, 500 g
geschnittene Schopftintlinge mitdünsten, mit Wasser
auffüllen, 2 Suppenwürfel dazugeben. Eine helle
Mehlschwitze bereiten und mit den Pilzen in der Rindsuppe einige
Minuten kochen. Mit saurer Sahne verfeinern und
schließlich mit Petersilie bestreuen. Ganz besonders apart
und appetitlich wirken die hohlen Scheibchen der Pilzstiele.
Anmerkung
zur Kultivierung von Schopftintlingen:
Es wurden bereits umfangreiche
Versuchsreihen durchgeführt, um das Substrat für den
Schopftintling zu optimieren. Dabei stellte sich heraus, dass sich
durch die Zugabe von Müllklärschlammkompost der
Ertrag um das Doppelte steigern lässt. Leider fand man die
darin enthaltenen Schwermetalle Cadmium und Quecksilber in den Pilzen
wieder, so dass sich eine derartige Zusammensetzung von selbst
verbietet. Auch in der Natur wachsen Schopftintlinge dort besonders
üppig, wo der Humus sehr gehaltvoll an Nährstoffen
ist. Dies kann natürlich auch einen
überhöhten Gehalt an Schadstoffen einschliessen und
die damit verbundene Entscheidung, evtl. auf die Ernte und die
Zubereitung der gefundenen Pilze zu verzichten.
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