Wurzelschwamm Heterobasidion annosum

Wurzelschwamm Heterobasidion annosum Foto: Fredi Kasparek

Einer der häufigsten parasitisch lebenden Pilze ist der
Wurzelschwamm Heterobasidion annosum (Fr.) Bref.

Bedeutung des Artnamens: annosum = alt, bejahrt, mehrjährig, viele Jahre ausdauernd

Er ist von Forstleuten wohl der am meisten gefürchtete Vertreter dieser Gruppe ökologisch vergleichbarer Pilze. Die durch ihn verursachten Schäden belaufen sich in Deutschland in zweistelliger Millionenhöhe und er ist damit der wirtschaftlich bedeutendste Forstschädling. Auch er verursacht zunächst eine rotbraune Verfärbung und später einen völligen Zerfall des Kernholzes lebender Fichten bis in eine Stammhöhe von 10 Metern. Trotz dieser Verfärbung gehört der Pilz zu den Weißfäulepilzen, baut also auch das Lignin ab. Die Infektion erfolgt meist durch Überwachsen des Myceliums von einem befallenen auf einen gesunden Baum über die Wurzeln. Dabei können dünnrindige Wurzeln auch ohne Verletzung vom Pilz infiziert werden.

Begünstigend auf eine Infektion wirken sich Stressfaktoren wie z.B. Monokulturen, falsche Standorte, Wassermangel und intensive Holzwirtschaft aus. Entgegen anderslautender älterer Literatur kann man einem Baum ohne Fruchtkörper den Befall nicht sicher ansehen. Es kommt vor, dass in einer kahlgeschlagenen Monokultur keine einzige gesunde Fichte geerntet werden kann. Der Wurzelschwamm kann auch Douglasien, Thuja und Eberesche schwer schädigen. In Intensiv-Neuaufforstungen hat der Pilz noch ein wesentlich breiteres Wirtsspektrum und kann bei praktisch allen Wirtschaftsholzarten durch Wurzelfäule bei Jungbäumen Totalausfälle verursachen.

Wirksame Bekämpfungsmittel sind nicht bekannt. Prophylaktische Methoden, die darin bestehen, Sporensuspensionen antagonistischer Pilze (z.B. Peniophora gigantea) auf die Schnittflächen frisch gefällter Bäume aufzubringen, haben sich als ebenso wirkungslos erwiesen wie eine 10%ige Lösung von Natriumnitrit. Zwar kann man damit die Keimung von Sporen reduzieren, nicht aber die Ausbreitung über die Wurzeln. 
Z.Z. werden auch Versuche mit Borsäure und Netzschwefel gemacht und man darf auf das Ergebnis in der Praxis gespannt sein.

Bis dahin gibt es allerdings ein durchschlagend erfolgreiches Vorbeugungsmittel: 
Ein natürlich gewachsener, standortgerechter, artenreicher und damit widerstandsfähiger Mischwald.

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