Weinrötlicher Zwergegerling Agaricus_semotus

Weinrötlicher Zwergegerling Agaricus semotus

Speisewert

Champignonzucht, Fortsetzung

Ich betreibe meine Pilzzüchterei (so genannt zum Unterschied von der Brutzüchterei) teils in den Kasematten der früheren Festung Torgau (es sind geradezu ideale Zuchträume mit riesig starken Mauern und mit dicker Erdbedeckung, die im Sommer kühl und im Winter warm sind) teils in den großen Kellern unseres Schlosses Hartenfels und teils in den jetzt leer stehenden Artillerieställen, außerdem in einer stillgelegten Brauerei unserer Nachbarstadt Eilenburg. Davon sind die Artillerieställe nur im Sommer zu benutzen und, obgleich sie im Sommer sehr warm und luftig sind, was im allgemeinen nicht geschätzt wird, habe ich darin stets sehr gute Erfolge gehabt. Ganz anders sind die Brauereiräume, vollständig dunkel, sehr feucht und ziemlich kühl und auch darin sind die Ernten recht befriedigend. Die Kasematten und Schloßkeller sind trockene und warme Räume und, wie gesagt, für die Champignonzucht wie geschaffen. Ich wollte Ihnen an diesen Beispielen nur zeigen, wie verschiedenen Charakter die Räume haben und doch allgemein guten Erfolg bringen können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich einschalten, daß es Sache des erfahrenen Züchters ist, sich der Eigenart der Räume und auch den Jahreszeiten anzupassen: In trockene Räume und im Sommer muß der Dünger in feuchterem Zustande, bei nassen Räumen und im Winter in trocknerem Zustande eingebracht werden.
Aber gute Räume allein geben noch keine Gewähr für den Erfolg, Sehr wichtig ist auch die Beschaffung eines geeigneten Pferdedüngers, die immer größere Schwierigkeiten macht, da durch die steigende Benutzung von Automobilen viele Pferdehaltungen eingegangen sind und unser Heer jetzt nur noch geringe Pferdebestände gegenüber der Vorkriegszeit besitzt.
Für meinen Torgauer Betrieb brauche ich den Dünger von ungefähr 200 Pferden, bekomme aber in Torgau nur den Dünger von 35 Kavalleriepferden und muß den Rest von Düngerhandlungen in Berlin (es gibt dort solche, die täglich 40 - 50 Eisenbahnladungen verschicken) beziehen und mit dem hohen Preise von 75 M. für den Zentner ab Berlin bezahlen. Der Preis allein gewährleistet noch nicht die gute Beschaffenheit des Düngers, denn er muß aus sauber gehaltenen Ställen stammen, vom Pferdeharn genügend durchtränkt sein und darf nur gesundes Weizen- oder Roggenstroh enthalten. Und hier liegt eine der großen Gefahren der Champignonzucht im Großbetrieb.

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