Schwefelporling Laetiporus sulphureus Alan E. Bessette ist Professor für Mykologie an der Syracus-Universität in New York und Autor reich illustrierter Pilzbücher. -------------------- Einwandfreie Pilzvorträge im Rundfunk! In der "Sendung" Nr. 32, 1929, S. 520 wird ein Hinweis gebracht auf den Vortrag "Pilze und Pilzvergiftung" von Geh. Sanitätsrat Prof. Dr. Benda; dieser Vortrag sollte am 16. August, 15 Uhr, von der Deutschen Welle (1635 m) verbreitet werden. Der hinweisenden Skizze entnehmen wir folgende Sätze: "Zu den verräterischen Pilzen gehören ohne Zweifel der grünliche Knollenblätterpilz, der tatsächlich ebenso giftig wie schön nicht nur in seiner Wirkung auf unsere Gesundheit, sondern auch schon in seiner Wirkung auf unser Auge ist. Vollkommen unschuldig wiederum und geradezu kokett liebenswürdig erscheint der Faltentintling, der tatsächlich ein zart gefaltetes Röckchen trägt, unter dem sich aber offenbar nichts Gutes verbirgt. Ein wahres Muster von giftigem Aussehen stellt der Pfeffermilchling dar, dem die Krankheit, wenn man das bei einem Pilzkopf sagen darf, an die Stirne geschrieben ist." Die Pilzkunde ist ein außerordentlich umfangreiches und sehr schwieriges Gebiet, so daß in der Öffentlichkeit nur die qualitativ beste Aufklärung am Platze ist. Wie aber ein solch unsachliches und seichtes Geschwätz der so notwendigen Pilzaufklärung dienen soll, bleibt uns mehr wie unverständlich. Einen besseren Eindruck hat uns der Vortrag selbst gemacht, der allerdings von zwei anderen Herren wie angekündigt als Zwiegespräch geführt wurde. Die Namen blieben uns unverständlich, wie das bei einem Fernempfang bei ungefähr 500 km Entfernung an einem heißen Sommernachmittag erklärlich ist. Dieser Grund müsste auch entschuldigen, wenn wir uns bei einer der nachfolgend angeführten Einzelheiten verhört haben sollten. Der Knollenblätterpilz müsste allerdings bei einer Radiodarbietung noch viel ausführlicher und anschaulicher beschrieben werden. Auf keinen Fall ist der grüne Wulstling geruchlos, wie das im Vortrag behauptet wurde. Der Hinweis auf den Stielknollen genügt nicht, den zeigen oft auch viele andere Pilze, wie auch der Parasol, sogar der Champignon usw. Das Charakteristische ist die Hülle am Stielgrund, welche jung den ganzen Pilz umschließt und ihm in geschlossenem Zustand Ähnlichkeit mit einem Ei gibt (Verwechslung mit Bovisten !). In diesem Zusammenhange wurde auch gesagt, daß ein einziger Giftpilz in einem Gericht nicht viel Unheil anrichten könne. Wir bitten die Herren Referenten, einmal an ihrem eigenen Leibe die Probe hierzu anzustellen. Wer solche Belehrungen erteilt, kann höchstens Leichtsinn beim Pilzsammeln ernten und damit Vergiftungen ohne Ende. Nur allergrößte Vorsicht ist hier am Platze. Die meisten tödlich ausgehenden Pilzvergiftungen werden durch unseren gefährlichsten Giftling, den grünen Knollenblätterpilz, verursacht, nicht durch verdorbene Pilzgerichte, wie im Vortrag behauptet wurde. Den Eierpilzsammlern braucht man doch wirklich keine Bange zu machen mit einem "giftigen Pfifferling". Aufklärung könnten sich die Herren Vortragenden leicht verschaffen, wenn sie das neue Pilzmerkblatt studieren, welches von dem Reichsgesundheitsamt unter Mitwirkung des Botanischen Museums in Berlin-Dahlem und der Deutschen Gesellschaft für Pilzkunde herausgegeben wurde. Die "Deutsche Welle" soll Kunde geben von dem kulturellen und geistigen Hochstande unseres deutschen Vaterlandes. Wir können daher verlangen, daß man sich in allen Fällen in Verbindung mit wirklichen Fachleuten setzt, ehe man solche Dinge in die Welt posaunt. Allen deutschen Radiosendern möchten wir die Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft für Pilzkunde empfehlen, die in allen deutschen Landesteilen Fachleute für die Verbreitung einwandfreier, volkstümlicher Pilzkenntnisse vermitteln kann. Außerdem bitten wir alle Radiosender um Unterstützung bei unserer durch das Reichsgesundheitsamt eingeleiteten Pressepropaganda, damit der Deutschen Gesellschaft für Pilzkunde, Darmstadt, bzw. unserer medizinischen Fachkommission, Dr. med. Welsmann, Pelkum b. Hamm (Westfalen) sofort Mitteilung über alle vorkommenden Pilzvergiftungen zu deren wissenschaftlicher Verarbeitung gemacht wird. gez. Deutsche Gesellschaft für Pilzkunde. Quelle: Zeitschrift für Pilzkunde 8/1929 zurück zum Index der Autoren . |