Spei-Täubling Russula_emetica

Spei-Täubling Russula emetica

Rolf Singer beschrieb 1926 zu Ehren des Vortragenden Bernard Knauth einen Täubling:
Russula emetica f. knauthii

26. März 1925. Bernard Knauth hält einen Nachruf auf Oberlehrer Emil Herrmann.
Ein Idealist schied aus unserem Bunde: am 3. März 1926 starb im 64. Lebensjahre der Pilzforscher Emil Herrmann, Oberlehrer i. R.
Ein Idealist vor allem auch darin, daß er unverdrossen auch dann arbeitete, wenn es galt zuzusetzen statt einzunehmen. Fleiß war der stärkste und vornehmste Zug seines Wesens. Obwohl von Natur mit einem zarten Nervensystem ausgestattet, mutete er sich Anstrengungen zu, die selbst einem Nervenriesen Ehre gemacht haben würden. Als ich ihn 1913 während einer Pilztour durch Nordböhmen darob lobte und auf die Gefahr der Überanstrengung aufmerksam machte, antwortete er in seiner Bescheidenheit: "Mein Fleiß ist keine Tugend, sondern eine Abwehr. Ich muß so energisch arbeiten, sonst werde ich schwermütig." Daraus ersehen wir, daß er beständig mit einem seelischen Dämon kämpfte. Und er hat sich Jahrzehnte hindurch als tapferer Drachentöter bewiesen. Die Früchte dieses erstaunlichen Fleißes zeigten sich in den Pilzausstellungen und Führungen, die Herrmann veranstaltete, in den Vorträgen, die er teils vor einem großen Publikum, teils in Vereinen gehalten hat, auch in der Jsis, vor allem aber im Dresdner Kryptogamenklub, dessen treuer, opferwilliger Vorsitzender er viele Jahre war.
Die Früchte dieses Fleißes offenbaren sich ferner in den zahlreichen Artikeln für Tageszeitungen und Fachblätter, namentlich für die jetzt bei Klinkhardt in Leipzig erscheinende Zeitschrift für Pilzkunde. Und sie offenbaren sich endlich in seinen Büchern.
Herrmann verfaßte ein Pilzkochbuch, eine Schrift über Täublinge und das Buch: Welche Pilze sind eßbar?
Letzteres konnte in dieser Vollkommenheit nur einer in Deutschland schreiben: Herrmann. In Bezug auf die Genießbarkeit der Pilze war er oberste Autorität. Kein anderer hat so mutig die meisten Pilze an sich selbst ausprobiert wie er. Selbst eine starke Vergiftung, die er sich in Böhmen zuzog, konnte seinen Forschungseifer nicht erschüttern. Das ist deshalb auch zu schätzen, weil Versuche an Tieren für die menschliche Natur nicht immer maßgebend sind und weil zweitens diese Versuche während der Hungerjahre Tausenden zustatten kamen.

Aber auch in anderer Beziehung hatte sich Emil Herrmann durch vierzigjähriges Studium dermaßen in die Welt der niederen und höheren Pilze eingearbeitet, daß er als Autorität anerkannt wurde. Der Rat zu Dresden hatte ihn zum Pilzberater erwählt. Als solcher unterrichtete er die Beamten der Wohlfahrtspolizei in der Pilzkunde, überwachte er den Pilzverkauf in den städtischen Markthallen, beriet er die Behörden bei strittigen Pilzvergiftungen und gab in der Pilzberatungsstelle der Markthalle jedermann Auskunft.
Auch als Organisator war er bahnbrechend und vorbildlich. Er versammelte im Herbst jeden Jahres die sächsischen Pilzkundigen um sich, um mit ihnen wichtige Angelegenheiten auf seinem Gebiete zu besprechen.
Diese Organisation ist allerdings wie so manches der Not Deutschlands erlegen.
Als Forscher hinterläßt er eine große Zahl selbstgemalter Aquarelle, konservierter Pilze und mikroskopischer Präparate.

Sein Bild aber wäre unvollständig gezeichnet, wollte man ihn lediglich als Pilzforscher darstellen. Emil Herrmann war überaus bescheiden, anspruchslos und hilfsbereit. Gern und freundlich beantwortete er die an ihn gerichteten Fragen, obwohl er dabei meist Oftgesagtes wiederholen mußte. Sanft und liebenswürdig ging er auf jede Einwendung ein, obgleich sein Nervensystem ein überaus empfindlicher Apparat war. Seine Selbstbeherrschung stand mit seiner leidenschaftlichen Begeisterung auf gleicher Höhe.

Emil Herrmann wurde am 27. September 1861 als Lehrerssohn in Obercunnersdorf in der Lausitz geboren und besuchte später das Seminar zu Löbau. Er war an verschiedenen Volksschulen tätig, zuletzt an der 28. Bezirksschule hier, der er auch einen großen Schulgarten schuf und musterhaft verwaltete.
1922 traf ihn der erste Gehirnschlag, 1924 der dritte, der ihm das Augenlicht raubte.
Der Tod war ihm also eine Erlösung, ein großer Verlust aber für Frau und Sohn und nicht minder für uns, die Mitglieder der Isis.

Zu Ehren von Emil Herrmann wurde folgender Pilz beschrieben:
Bacidia herrmannii Zahlbruckner 1934, Ramalinaceae

Emil Herrmann starb am 3. März 1926 an den Folgen seines dritten schweren Schlaganfalles.

Tintling