Maipilz, Georgsritterling
Calocybe
gambosa
Gotthold
Hahn: „Haben
Sie auch frische Wildpilze?“
„Aber selbstverständlich, erst gestern sind wieder
Steinpilze gekommen, jung und knackig, ein Gedicht, sage ich Ihnen.
Sind leider für heute alle, aber morgen früh soll es
wieder
welche geben.“
„Haben Sie auch
Pfifferlinge?“
„Normalerweise schon,
aber die gehen jetzt zu Ende, ich glaube nicht, daß es noch
viele
geben wird. Eher werden schon bald die
Austernseitlinge
kommen. Sagen
Sie, warum wollen Sie das alles wissen. Ist was nicht in
Ordnung?“ „Sind Sie sicher, daß Sie keine
anderen
Lieferanten außer Herrn Häubling und dem besagten
fahrenden
Großhändler haben?“ „Ja
natürlich, wenn ich
es nicht weiß, wer dann?“
„Claus Morgner vom Wellinger Hof gegenüber bezieht
einen
Teil seiner Frischwaren von Ihnen, hat er uns
erzählt.“
„Ja, das stimmt“ und in ihrer rauhen Stimme schwang
deutlich ein wenig Stolz mit ob dieses hochkarätigen
Abnehmers.
„Herr Morgner ist einer meiner Lieblingskunden. Er nimmt nur
allererste Qualität und was er dann daraus macht... mmmh,
köstlich.“ Man konnte förmlich
spüren, wie der
rauhbeinigen Ladeninhaberin das Wasser im Mund zusammenlief.
„Aber klären Sie mich bitte endlich einmal auf: Ist
das ein
Verhör oder was?“ „Wir haben Hinweise
darauf,
daß mindestens ein Teil der Pilze, die bei Ihnen gekauft
wurden,
nicht in Ordnung waren. Wer übernimmt eigentlich die
Verantwortung
dafür?“
„Verantwortung?“ fragte sie
verständnislos.
„Verantwortung wofür?“ „Na zum
Beispiel
dafür, daß die Pilze auch eßbar sind und
nicht
giftig.“ Josepha Maydell lachte schallend los.
„Giftig!!!
Hören Sie, die beiden Wildpilzarten, die hier verkauft werden,
sind Pfifferlinge und
Steinpilze.
Gelegentlich kommen auch mal
Hallimasch
hinzu. Von all denen weiß jedes Kind, daß sie
essbar sind.“
Ein weiteres
Häppchen des pilzigen Kripomanes folgt an anderer
Stelle
Tintling
3/1997