Die Übeltäter
Grüner
Knollenblätterpilz Amanita phalloides
tödlich giftig
Die sechs folgenden
Pilzarten sind so giftig,
dass man sie in allen Erscheinungsformen
und in allen Habitaten ohne jeglichen Zweifel auf Anhieb erkennen
sollte.
Zumindest dann, wenn man Pilze zu Speisezwecken sammelt
oder anderen entsprechende Ratschläge erteilen möchte.
Im Pflanzenreich sind ihnen an Gefährlichkeit
der Eisenhut und der Schierling ebenbürtig.
Grüner
Knollenblätterpilz Amanita phalloides
Kegelhütiger
Knollenblätterpilz Amanita virosa
Frühlings
Knollenblätterpilz Amanita verna
Gift-Häubling Galerina marginata
Orangefuchsiger
Raukopf Cortinarius orellanus
Spitzgebuckelter
Raukopf Cortinarius rubellus
Es gibt weltweit
weitere
gefährliche Giftpilze, die aber bei uns bisher
nicht
aufgetreten sind bzw. nicht beobachtet wurden und hier zu Lande noch
keine Vergiftungen ausgelöst haben. Es gibt in den Tropen auch
zahlreiche stark giftige Tier- und Pflanzenarten, aber hier in Mitteleuropa ist deren Gefährlichkeit bislang
nicht relevant. Nicht anders ist es bei den Pilzen.
Eine gewisse Ausnahme bilden
Schirmlinge Als tödlich giftig, da amanitinhaltig,
wurde bisher nur der Fleischbräunliche Schirmling Lepiota
brunneoincarnata erkannt.
Der jedoch ist sehr selten und ich selbst habe noch keinen davon
lebendig gesehen.
Andererseits sind bereits tropische Arten dieser hübschen
Saprobionten in Töpfen von Zimmerpflanzen aufgetreten wie z.B.
der bereits vor Jahren im Tintling vorgestellte Gelbblättrige
Schirmling Lepiota
citrophylla. Da man zum einen noch nicht
weiß, wie giftig diese Arten sind, sie zum anderen nur von
Fachleuten bestimmt werden können und zum dritten nicht
ausgeschlossen werden kann, dass sich ein Kind unbemerkt daran
gütlich tut, sollten alle Lepiota-Arten
einstweilen zu den
zumindest potentiell gefährlichen Giftpilzen gerechnet werden.
Es gibt darüber hinaus
Pilzarten, deren Gift sich beim Trocknen und Kochen weitestgehend
zersetzt, wie zum Beispiel die Frühjahrs-Lorchel
Gyromitra esculenta.
Auch der
Hallimasch Armillaria mellea agg.
ist roh ziemlich giftig, wenngleich auch seine
Inhaltsstoffe lange nicht so gefährlich sind wie das Gyromtrin
der Lorchel im nativen Zustand.
Es gibt darüber hinaus
Pilzarten, die selbst bei korrekter Zubereitung (d.h.
ausreichendem Garen) u.U. einen schweren allergischen Schock
auslösen können,
vergleichbar der manchmal heftigen Reaktion infolge eines
Bienenstiches bei entsprechend veranlagten Personen.
Als Beispiel mag der Kahle Krempling
Paxillus involutus dienen,
wahrscheinlich gibt es noch andere Arten mit vergleichbarer
Wirkung.
Offensichtlich scheint auch der
Grünling Tricholoma
equestre in diese
Gruppe von Pilzarten zu gehören, die bei ausreichender Sensibilisierung und gleichzeitig persönlicher
Disposition wirklich gefährlich sein
können.
Es ist hier genau so wie bei gewissen Medikamenten und deren
Wechselwirkungen.
Auch die Frage der Häufigkeit bestimmter Pilzarten und die
Häufigkeit und Menge der verzehrten Pilzmahlzeiten spielt hier
wahrscheinlich eine wichtige Rolle.
Ich selbst kenne Menschen, die sind gegen einzelne oder gegen diverse
(als essbar geltende!) Pilzarten allergisch, oder gegen
Pilzeiweiß generell. Andere gegen Haselnüsse oder Erdbeeren.
Nüsse und Erdbeeren tragen dennoch weiterhin das
Prädikat "essbar" und nicht "giftig".
Alle anderen Giftpilze
sind
- an den ersten sechs Arten gemessen - objektiv
ungefährlicher.
Vergleichsarten im Pflanzenreich gibt es viele und - wie bei den Pilzen
-
bezüglich der Inhaltsstoffe in allen möglichen
Abstufungen und Auswirkungen:
Beispiele sind Seidelbast, Giftlattich, Tollkirsche, Mohn,
Schöllkraut, Efeu,
Ginster, Herbstzeitlose, Goldregen, Nachtschatten,
Zaunrübe,
der beliebte "Weihnachtsstern" und andere Zimmerpflanzen und viele
mehr.
Auch das Maiglöckchen ist giftig, ziemlich sogar.
Doch alle Jahre wieder pflücken Kinder ganze
Sträuße davon und verkaufen diese am
Straßenrand. Kaum eines der Kinder macht sich Gedanken ums
anschließende Hände waschen.
Wohingegen ein Pilzkundler sich
alljährlich die dümmliche Frage gefallen
muss, ob es gefährlich ist, wenn man einen Giftpilz
angefasst hat und sich nicht gleich danach die Hände
wäscht.
Das ist das, was ich unter
Negativ-Image verstehe.
Im übrigen ist auch Tabak "tödlich giftig".
Dabei gilt er - man glaubt es nicht - als "Genussmittel".
Wenn man ihn raucht, dauert es allerdings eine Weile,
bis man die Folgen der Vergiftung körperlich spüren
kann.
Wenn man ihn hingegen isst oder trinkt, geht es schneller mit dem
Dahinscheiden.
Mit dem Schierling ist es ganz ähnlich.
Alles ist relativ.
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