Samtfußrübling Flammulina_velutipes Foto: Fredi Kasparek Ein echter Winterpilz: Der Samtfußrübling Flammulina velutipes Von Edmund Garnweidner, Fürstenfeldbruck Der
Samtfußrübling ist ein
schöner, markanter Pilz und leicht zu erkennen. Nachfolgend
ein Kurzsteckbrief des Samtfußrüblings: Dieser in ganz Mitteleuropa vom Flachland bis in
mittlere Gebirgslagen
häufig vorkommende, holzbesiedelnde, meist büschelig
wachsende Blätterpilz
ist einer der wenigen echten Winterpilze. Er fehlt in keinem
größeren
Weidenbestand z.B. von Auwäldern, ist aber auch an vielen
anderen Laubgehölzen
zu finden. Allerdings bevorzugt er Weichholz. Er wächst meist
als
Folgezersetzer auf toten Stümpfen und Stämmen, hat
aber auch die Fähigkeit
als Schwächeparasit lebendes Holz zu infizieren. Stirbt eine
Weide oder auch
nur Teile von ihr ab, dann ist der Samtfußrübling
sicher der allererste
Blätterpilz, der das Totholz besiedelt. Ein richtiger Pionier,
der in der Lage
ist, die groben, zähen Holzbestandteile zu zerlegen, um sie
anschließend für
Nachfolgeorganismen nutzbar zu machen. Er verwertet die
Trägersubstanz Lignin
und erzeugt eine Weißfäule im Holz. Der leuchtend gelbe, meist büschelig wachsende Blätterpilz mit dem auffallend dunkelsamtigen Stiel ist niemals vor dem ersten Frost zu finden. Den benötigt er nämlich als Anreiz zur Fruchtkörperbildung, ebenso wie z.B. der bekannte Austernseitling Pleurotus ostreatus oder der Frostschneckling Hygrophorus hypothejus. Als ausgesprochener Winterpilz ist er ein wetterfester Geselle, dem es überhaupt nichts ausmacht, sein Dasein notfalls auf längere Zeit tiefgefroren zu fristen. Auch sehr niedrige Temperaturen können ihm nichts anhaben. Nach dem Auftauen wächst er weiter, als ob nichts geschehen wäre. Er übersteht auch extreme Minustemperaturen und setzt das Wachstum fort, sobald das Thermometer wieder in den über den Nullpunkt klettert. Offensichtlich bedient sich dieser Pilz eines Tricks, der auch anderen Organismen, vom Bakterium bis zum Fisch – das Überleben in der Kälte sichert. Die Rede ist von sogenannten Frostschutz-Proteinen. Sie lagern sich an entstehende Eiskristalle an und verhindern deren weiteres Wachstum und damit die Zerstörung der Zelle. Eine
weitere morphologische Besonderheit zeichnet den
Samtfußrübling aus: Als
Speisepilz erfreut sich der Samtfußrübling
einer großen Beliebtheit, Kein Wunder, dass es nicht an Versuchen mangelt den
schönen Pilz zu
kultivieren: Nichts einfacher als das. Das Holz - am besten Weide -
sollte 2 - 4
Wochen abgelagert sein, da bei allzu frischem Holz die darin
befindlichen
natürlichen Antibiotika ihre Wirksamkeit noch nicht verloren
haben. Das Holz
wird nach Anleitung beeimpft und an einer schattigen Stelle im Garten
aufbewahrt.
Pilzbrut zur Anzucht gibt es zwar im einschlägigen Fachhandel
zu kaufen, aber
oft genügt es auf der frischen Schnittstelle eines
Stammabschnittes einen
Fruchtkörper zu verreiben, um im darauffolgenden Winter
ziemlich sicher leckere
Samtfussrüblinge zu ernten. |