Violettmilchender Zotten-Milchling oder Zottiger Violettreizker Lactarius_repraesentaneus

Violettmilchender Zotten-Milchling oder Zottiger Violettreizker Lactarius repraesentaneus

Zu Ehren von Emil Nuesch hat Rolf Singer einen Schmierröhrling beschrieben:
Suillus nueschii Singer 1962. Der Pilz heißt heute Suillus bresadolae, weil das der ältere Name des gleichen Pilzes ist.
Er wurde nämlich bereits 1881 beschrieben, von Lucien Quélet als Boletus bresadolae.

Ein für Deutschland neuer Lactarius (Milchpilz),
Ein Leserbrief von A. Ade, Gemünden a. M., gefunden in der Zeitschr. f. Pilzk. 1/1924: 19
Zu dem Berichte des Herrn Seminarlehrers Buchs in der letzten Nummer der ZfP möchte ich darauf aufmerksam machen, daß sein angeblicher Neufund nichts anderes darstellen dürfte als den von Britzelmaier längst beschriebenen und abgebildeten Lactarius repraesentaneus Br.
Es ist damit wieder ein Beweis erbracht, daß dieser überaus verdiente bayerische Forscher bisher leider von unsern hervorragendsten Pilzforschern ganz verkannt und mit Unrecht auch seine Arten durch Totschweigen oder sogar Lächerlichmachen zur Vergessenheit gebracht worden sind. Sein leider schwer zu erlangendes Bilderwerk ist eine unerschöpfliche Fundgrube für jeden Pilzforscher, wenn auch
manche Beschreibungen zu knapp gehalten sind und im Einzelnen auch über den Wert einiger neu aufgestellter Arten mit Recht verschiedene Meinung herrschen können. Ich möchte auch bemerken, daß Br. zwar die mikroskopischen Merkmale der Basidien und Zystiden nicht beachtet hat, daß er aber gerade den neuerdings als so wichtig, ja entscheidend betonten Erkennungszeichen des Geruches und Geschmackes besondere Beachtung geschenkt hat; auch in diesem Sinne also den "modernen" Forschern zugezählt werden kann. Was nun L. repraesentaneus betrifft, so hat Br. denselben auf Tafeln 459 Nr. 3 und 478 Nr. 72 seines bei Friedländer in Berlin erschienenen Tafelwerkes abgebildet; beschrieben
hat er die neue Art zuerst im 28. Bericht des naturwissenschaftlichen Vereins Augsburg 1885, dann im Bot. Zentrablatt 1895, zur Hymenomycetenkunde 1. Reihe, Sep. Abdr. S. 13; schließlich noch in der IV. Revision der Diagnosen zu den von Britzelmayr aufgestellten Arten, Bot. Zentralblatt 1899, Bd. 80 S. A. S. 121.
Die Zusammenstellung aller hier gegebenen Merkmale ergibt folgendes Bild: Hut durchschnittlich 15 cm breit, gewölbt mit eingedrückter Mitte, sehr fleischig, ockerdottergelb, faserig, Stiel voll oder grubig hohl, 8 cm hoch, 2,5 cm hoch, oft nach unten, aber nur wenig dünner, gelblich-weiß, dottergelb, heller wie der Hut, etwas glänzend, wie lackiert, mit Gruben oder ohne solche; Milch von nicht
angenehmem, aber auch nicht von scharfem Geschmacke, weißlich, sich wie das weißlicheFleisch violett färbend, Geruch nicht unangenehm, aber auch nicht ausgesprochen obstartig. Lamellen weißlichockergelb, ockergelb, gedrängt, etwas herablaufend; Sporenstaub reinweiß; Sporen gelblich, länglich rund, 10 - 11 x 7 - 9 µm, rauh mit einem großen Öltropfen; Herbst, gemischte Wälder um Augsburg, z. B. Waldrand bel Wöllenburg; ziemlich selten. Der Pilz, welcher die Vorlage für Fig. 72 bildete, wurde am 7. Oktober 1894 gesammelt.
Nach Britzelmayr ist der Pilz ein Lactarius scrobiculatus (Grubiger Erdschieber), lacte ex aquose albo violascente"; ein ,schöner Pilz, durchaus nicht ,ein Status des scrobiculatus "nimia Numiditate degeneratus" ; viel seltener als der namentlich in den Alpenwäldern ungemein, häufige L. scrobiculatus. Der Geruch des Lactarius repraesentarius ist weniger obstartig; Milch und Fleisch färben sich schön violett; dem schön dottergelben Stiele fehlen öfters die Gruben, oder es sind dieselben nur angedeutet.
Wie man sieht, ist die Übereinstimmung des schlesischen Pilzes mit dem südbayerischen so vollkommen, daß kein Zweifel an der Artgleichheit und zugleich an der Berechtigung der Britzelmayrschen Art besteht. Merkwürdigerweise ist dieselbe abgesehen von Ricken, der ohnehin von Britzelmayr wenig wissen wollte, auch im Sammelband von Walter Migula, Bd. III Pilze, nicht enthalten;
ebenso unterdrückt sie auch Emil Nüesch in seiner Beschreibung der Milchlinge Mitteleuropas, der doch sonst Britzelmayr noch am meisten gerecht geworden ist.

Tintling